Familienpaten vor dem Start

Wenn in ein paar Wochen die ersten Familienpaten in Markt Schwaben in Aktion treten werden, gehen sie nicht unvorbereitet an eine sicherlich nicht immer ganz einfache Aufgabe heran. In diesen Tagen schlossen sechs Markt Schwabener Freiwillige, fünf Damen und ein Herr, ihren insgesamt 36 Stunden umfassenden Vorbereitungslehrgang ab, den die Schulsozialarbeiterin Lidija Sturman zusammen mit Silke Staab-Thuro vom örtlichen Kinderschutzbund nach den Richtlinien für Familienpaten in Bayern organisatorisch geleitet und durchgeführt haben. Die künftigen Familienpaten wurden sowohl in puncto Rhetorik als auch Einfühlungsvermögen ausgebildet. Wichtige Voraussetzungen, um demnächst in Familien zu helfen, in denen intern ganz besondere, nämlich schwierige Verhältnisse bestehen. Deshalb kam es auch darauf an, im Seminar die Teilnehmer so gut wie möglich zu befähigen, innere Familienstrukturen zu erkennen und danach die richtigen unterstützenden Dinge einzuleiten.
Trainiert wurde das etwa in Rollenspielen, also mit kommunikativen Elementen, bei denen sich die Teilnehmer Inhalte selber erarbeiten mussten. "Ich empfand es als sehr positiv, dass es hier nicht nur um reinen Wissenserwerb ging", bilanziert zum Beispiel Anne Hadeler. Ein Lob hat auch Sündüz Esen parat, die von einer perfekten Schulung spricht, auf die man nun aufbauen könne. Gerade die Rollenspiele hätten viel gebracht, ergänzt Inge Stiegelbauer. "Wir werden nicht ins kalte Wasser geworfen", lobt zudem Ilona Schütt, eine weitere Teilnehmerin der Schulung. Wichtig sei es ganz nebenbei auch gewesen, dass sich die Kursteilnehmer zu einem Team entwickelt hätten. Spätere Treffen und Erfahrungsaustausche würden sicherlich folgen, ergänzt Karin Haushofer.
Hahn im Korb als neuer Familienpate ist Karl-Heinz Brandl, der einzige männliche Teilnehmer. Durch seine Erfahrungen als Mitwirkender beim Kreuzbund, beim BRK und beruflich als Hausmeister der Mittelschule ist er seit vielen Jahren sozusagen nah dran an potentiellen und reellen Problemfällen. "Das war für mich Motivation genug, hier mitzumachen", so Brandl. Insbesondere das Training neuer Fragetechniken hat ihn nach eigenen Angaben auch persönlich weitergebracht. Und die Fähigkeit, künftig zwischen Nähe und Distanz einen guten und zielführenden Mittelweg zu finden. Denn eines ist den künftigen Familienpaten auch eingetrichtert worden: Die Problemsituationen in Familien, in denen sie bald helfend eingreifen sollen, dürfen nie zu persönlichen Problemen werden. "Ich bin sicher, dass wir begriffen haben, auf uns selber auch zu achten", so Brandl.
Im Rahmen eines zweiten Forums der Aktivkreise in Markt Schwaben am 10. November werden die frisch ausgebildeten Paten ihre Zertifikate bekommen. "Wir haben es geschafft, hier wirklich fähige Menschen zu gewinnen, die bereit sind, ihre Zeit zu opfern, um anderen zu helfen", lobt Kursleiterin Lidija Sturman. Stolz ist sie, dass es in Markt Schwaben gelungen sei, das Familienpatenprojekt auf ehrenamtliche Beine zu stellen. In anderen Kommunen sei das durchaus anders.

Jörg Domke, Ebersberger Zeitung (15. Oktober 2012)

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